Im Land der Milch und Kühe

Im Land der Milch und Kühe
von Philipp Steiner
Die Milch macht müde Menschen munter. Sie enthält viele elementare Nährstoffe und ist eine wichtige Kalziumquelle. Auch die Schweizer Milchkuh hat weitverbreitete Beachtung und einen besonderen Stellenwert in der hiesigen (Kultur-)Landschaft erhalten. Im Gespräch mit Swissmilk finden wir Antworten zu den Nährwerten, Alternativen und dem Verbrauch.


Die Milch, ein regionales Getränk für starke Knochen

Wenn es um die Milch geht finden sich im Netz so allerlei Geschichten. Mit erfreulichen wie auch kritischem Standpunkt. Dabei ist sie längst zur Selbstverständlichkeit im morgendlichen Müsli, dem sommerlichen Frappé oder beim erholsamen Kaffee und Kuchen geworden. 

Um etwas Licht in die dunkle Milch zu erhalten haben wir direkt bei Swissmilk, der Organisation Schweizer Milchproduzenten SMP, angeklopft. Sie vertritt die rund 20’000 schweizer Milchproduzenten, besitzt über das Fachwissen und veröffentlicht regelmässige Publikationen zur Lage der Schweizer Milch. Patrik Zurlinden, Abteilungsleiter Ernährung und Kulinarik bei Swissmilk hat uns freundlicherweise ein Glas Wissen eingeschenkt.


Mit 92 Prozent einheimischem Futter für die Milchkühe und einer ebenfalls regionalen Verarbeitung sind die Transportwege hierzulande überaus kurz. Das bringt ökologische Vorteile.

Patrik Zurlinden, Ernährung und Kulinarik, Swissmilk
Patrik Zurlinden, Abteilungsleiter Ernährung und Kulinarik bei Swissmilk


Milch gilt als gesund und soll die Knochen stärken. Ist ihre Wirkung tatsächlich so gut wie ihr Ruf?

Gesunde Knochen sind von verschiedenen Faktoren abhängig. Ein bewusster Lebensstil mit ausgewogener Ernährung und Bewegung gehören dazu. Rund 99 Prozent des gesamten Körperkalziums befindet sich in den Knochen. Bis zu 1000 Milligramm werden jeden Tag ausgetauscht. Dafür muss die entsprechende Menge über die Nahrung aufgenommen werden. Unkompliziert geht das mit täglich drei Portionen Milch und Milchprodukten. Natürlich gibt es auch einige Gemüse, Nüsse und Samen, die Kalzium enthalten. Doch wird dieses meist deutlich weniger gut vom Körper aufgenommen.


Die Milchkuh ist längst zu einem Schweizer Wahrzeichen und Tourismussymbol geworden. Sie hat hierzulande geschichtlich schon lange ihren Platz als Nutztier etabliert. Wie geht es ihr heute?

Milch und Milchprodukte gehören traditionellerweise zur Schweiz. 70 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche der Schweiz ist Grasland und kann für den Menschen nur genutzt werden, wenn die Kuh das Gras veredelt. Zudem hat die Milchkuh eine wichtige Funktion bei der Pflege unserer schönen Landschaften, welche im Tourismus eine grosse Rolle spielen.

Unsere Milchproduzenten haben eine enge Bindung zu ihren Tieren. Sie halten eher kleine Herden mit durchschnittlich 26 Kühen und geben jeder einen Namen. Am liebsten halten sich unsere Kühe im Freien auf. 87 Prozent unserer Milchkühe grasen in den Sommermonaten an mindestens 26 und in den kühleren Jahreszeiten an mindestens 13 Tagen pro Monat auf saftigen Weiden - eine Kuh soll Kuh sein dürfen. Im angrenzenden Ausland sieht man praktisch nie eine Kuh auf der Weide. Zudem wird in der Schweiz eines der weltweit strengsten Tierschutzgesetze angewendet.
Lovely - Die Werbekuh von Swissmilk

Bildquelle: Swissmilk


87 Prozent unserer Milchkühe grasen in den Sommermonaten an mindestens 26 und in den kühleren Jahreszeiten an mindestens 13 Tagen pro Monat auf saftigen Weiden.


Der Pro Kopf Milchverbrauch ist seit den 1950er Jahren zurückgegangen. Wie lässt sich das erklären?

Der Konsum pro Kopf ist in der in der Schweiz seit Jahren stabil. Gesellschaften verändern sich aber und damit auch Konsum- und Ernährungsgewohnheiten. Deshalb entwickeln sich die einzelnen Nahrungsmittel-Segmente unterschiedlich, einige legen zu und andere nehmen ab. Das ist auch bei Milch und Milchprodukten so. Es stimmt, dass der Absatz von Trinkmilch (Konsummilch) seit Jahren rückläufig ist. Dies wurde durch einen Mehrabsatz anderer Milchprodukte weitgehend kompensiert (im langjährigen Vergleich Rückgang von Trinkmilch, Zunahme von Käse und von Trendprodukten wie Milchmischgetränken, proteinreichen Milchprodukten oder Frischkäse).




Gibt es einen Unterschied zwischen der Schweizer Milch und importierten Alternativen?

Ein Unterschied liegt auf der Hand. Die Schweiz ist im Vergleich zum Ausland kleinräumig strukturiert und bekannt für ihre regionale Produktion. Mit 92 Prozent einheimischem Futter für die Milchkühe und einer ebenfalls regionalen Verarbeitung sind die Transportwege hierzulande überaus kurz. Das bringt ökologische Vorteile und garantiert, dass unsere Lebensmittel jeweils rasch verarbeitet werden und immer frisch und innert kürzester Zeit vom Stall auf unseren Tisch gelangen.

In der Schweiz wurde im September 2019 "swissmilk green" eingeführt, der Produktionsstandard für "Nachhaltige Schweizer Milch". Mit den Vorgaben dieses Produktionsstandards wird das hohe Niveau der gesamten Schweizer Milchwirtschaft in Sachen Tierwohl, Fütterung, Nachhaltigkeit und Soziales umgesetzt.

Zusätzlich gibt es verschiedene Marken oder Labels, die unterschiedliche Produktionsbedingungen ausloben. 


Anmerkung Patrick Zurlinden
Falls mit „Alternativen“ Pflanzendrinks gemeint sind:

Pflanzendrinks sind kein Ersatz für Milch.
Das Angebot an Drinks aus Getreide, Nüssen und Soja ist gross geworden. Natürlich kann man sein Müesli mit Reisdrink mischen oder den Kartoffelstock mit Haferdrink zubereiten. Aus gesundheitlicher Sicht gibt es jedoch keine guten Gründe, Milch durch Pflanzendrinks zu ersetzen. Sie liefern deutlich weniger Inhaltsstoffe, dafür viel Wasser und ein paar Kalorien – kosten aber beträchtlich mehr als Kuhmilch. Schweizer Milch hingegen ist ein richtiges Nährstoffpaket und Naturprodukt; in heimischen Familienbetrieben produziert, auf kurzen Wegen transportiert und nur wenig verarbeitet.


Wie steht es um die Zukunft der Milch? Welche Trends und Entwicklungen zeichnen sich am Horizont ab?

Die Milchproduktion ist aus klimatischen und geografischen Gründen in der Schweiz sehr standortgerecht. Die Schweiz ist ein Gras- und Wasserland. Es macht im Vergleich mit anderen Ländern absolut Sinn, hier Milch zu produzieren. Milch und Milchprodukte sind zudem seit jeher natürlicher Teil unserer Ernährungskultur. Das wird auch langfristig so bleiben.


Statistiken & Publikationen

Die Mehrwerte der nachhaltigen Schweizer Milch, Schweizer Milchwirtschaft in Zahlen, Milchstatistik der Schweiz und weitere Dokumente für tieferen Schluck gegen den Wissensdurst.

Statistiken & Publikationen bei Swissmilk


Nicht dabei was Sie gesucht haben?

Fragen Sie uns.