Tropical Mountains - Eine Kaffeepause mit Thomas Schwegler

Tropical Mountain
von Philipp Steiner
Ursprünglich war Thomas Schwegler Betriebsökonom und im Auftrag einer NGO in Südamerika. In Lima lernte er Gisella Iriarte kennen, die ihm vom Aufbau einer eigenen Kaffeeplantage in Peru überzeugte. Damit war der Spross für Tropical Mountain gepflanzt, und sich hohe Standards gesetzt. Denn die Marke setzt auf hohe ethische Standards, zahlt marktgerechte Löhne und erreicht durchs gesamte Band Bestnoten der SCA. Zudem waren sie Pioniere mit den ersten klimaneutralen B2B-Office-Pads fürs Büro in kompostierbarer Form. Wir waren Neugierig und haben den Gründer für ein Interview begeistern können. 


Wie Tropical Mountains auf den (Kaffee-)Geschmack kam

Guten Tag Herr Schwegler. Gibt es für Sie noch Tage ohne Kaffee?

Sehr selten. Ich bin oft unterwegs und nicht überall steht eine Kaffeemaschine. Dann geht’s auch mal ohne. Alle paar Monate mal ein paar Tage Pause finde ich gut. Danach spürt man die erquickende Wirkung vom Kaffee wieder umso mehr 😊. Grund, Pause zu machen gibt es aber definitiv nicht. Im Gegenteil: Kaffee ist gesund, wenn’s so vier bis fünf Tassen täglich sind. Irgendwann ist dann aber sicher zuviel. Unterdessen weiss man aber, dass der Kaffeegenuss diversen Krankheiten entgegenwirkt. Also lieber mit als ohne Kaffee 😉.


Peru hat das perfekte Klima für sehr guten Kaffee. Und so hat unser Kaffee eine entsprechend hohe Punktzahl. Auch aus Äthiopien und Kolumbien arbeiten wir mit Bauern zusammen die Kaffees weit über 80 Punkte produzieren. 

Thomas Schwegler, Gründer Tropical Mountains GmbH
Thomas Schwegler, Gründer der Tropical Mountains GmbH


Sie sind erst mit 30 auf den Kaffeegeschmack gekommen. Trinken Sie mittlerweile jemals noch anderen Kaffee als jener aus dem eigenen Anbau?

Definitiv. Ich probiere sehr gerne aus und kaufe immer mal etwas neues. Der Kaffee aus Sumatra schmeckt anders als der aus Peru. Geschmacksvielfalt ist mir wichtig. Deshalb haben wir auch helle Röstungen, der Kaffee wird säurebetonter und fruchtiger, und auch dunkle Röstungen, der Kaffee wird nussiger und schokoladiger. Im Sortiment haben wir Kaffees aus verschiedensten Ländern, so dass man ausprobieren und seinen Lieblingskaffee finden kann


Es war Ihre Frau Gisella Iriarte, die Sie damals überzeugt hatte, eine eigene Kaffeefarm im peruanischen Chanchamayo aufzubauen. Wer von Ihnen hatte den grünen Daumen mitgebracht?

Wir sind beides Quereinsteiger. Gisella ist in der zehn Millionen Stadt Lima zur Welt gekommen und aufgewachsen. Die Stadt ist alles andere als grün. Meine Stärken als Betriebswirtschaftler liegen im Handel und im Verkauf. Den grüneren Daumen hat definitiv Gisella. Sie ist praktisch veranlagt und leitet die Farm. Ich wäre da oft überfordert, denn hier in der Schweiz laufen die Dinge völlig anders als in Peru. 
Blick auf das Tal des Chanchamayo, Anbaugebiet des Tropcail Mountain Kaffees
Bildquellen: Tropical Mountains GmbH


Tropical Mountains Kaffeeprodukte haben alle einen sehr hohen SCA Score zwischen 80 bis 87 Punkten. Wie kommen Sie zu diesem Qualitätsstandard?

Es war uns von Anfang an ein Anliegen, den Kunden die tolle Qualität aus Peru zu zeigen. Leider wird von wenigen grossen Exporteuren Kaffee aus dem ganzen Land zusammen gemischt. Die Preise werden optimiert und die Qualität leidet. Das wollten wir nicht. Peru hat das perfekte Klima für sehr guten Kaffee. Und so hat unser Kaffee eine entsprechend hohe Punktzahl. Auch aus Äthiopien und Kolumbien arbeiten wir mit Bauern zusammen die Kaffees weit über 80 Punkte produzieren. 


Die Marke Tropical Mountains

Tropical Mountains begann 2012 als kleine Farm, zwölf Fahrstunden entfernt von Lima, Peru. Gemeinsam träumten die Peruanierin Gisella Iriarte und der Schweizer Thomas Schwegler, von biologischem und fair gehandelten Kaffee, rückverfolgbar zu der Bohne im tropischen Hochland. 

Zu den Grundprinzipien gehören der biologische Anbau, Direct Fair Trade sowie nachhaltige Verpackungen. Das Unternehmen ist Mitglied der World Fair Trade Organization (WFTO), unterstützen lokale Schulen und finanzieren gemeinnützige Projekte. Auch werden die CO2-Emissionen aus der Wertschöpfungskette kompensiert. 

Mittlerweile ist auch Kaffee aus weiteren Anbaugebieten wie etwa Äthiopien und Kolumbien dazugekommen.


Link zur Website der Tropical Mountains GmbH



Sie setzen sich mit Tropical Mountains Kaffee weitere hohe Massstäbe. World Fair Trade, bio.inspecta, Eco-Plus (und Rainforest Alliance?) sind gegeben. Die CO2-Emissionen vom Transport werden kompensiert. Auch setzen Sie sich persönlich für Ihre Mitarbeitenden in Peru ein, organisieren den Aufbau einer Vorschule. Woher stammt dieses Engagement?

Wir sind nicht Eco-Plus oder RFA zertifiziert. Letzteres war mal ein Thema. Aber wir merkten schnell, dass dieses Zertifikat nicht viel darüber aussagt, ob man wirklich den Regenwald schützt. Wir entschieden uns für die viel strengere Bio-Norm. Das Projekt der Vorschule wird leider zum Endlosprojekt. Mein Learning: Wir sind keine NGO und uns fehlt die Zeit und das Know-How einer solchen. Aber wir werden das Projekt durchziehen bis es fertig ist. Künftig wird Tropical Mountains aber mit Projektpartnern zusammen arbeiten. In Peru ist zum Beispiel WorldVision sehr stark. Das sind absolute Profis. Selber machen ist zwar schön und auch befriedigender, aber es muss dann eben auch klappen. 


Ich bin primär Unternehmer. Und als Firma möchten wir Erfolg haben, wachsen und gut vom Geschäft leben können. Ich gehe sehr viele Risiken ein, während vieler Jahre wussten wir nicht, wie die Rechnungen zahlen. Für dieses Risiko möchte ich auch entlöhnt werden. Das heisst, ich bin nicht der reine Idealist der keinen finanziellen Erfolg sucht. Wir haben derart tolle Produkte, dass wir auch möchten, dass die Welt diese sieht und geniesst. Dadurch kommt Wachstum, mehr finanzieller Erfolg und Unabhängigkeit. Aber auch mehr Impact in Ländern wie Peru oder Kolumbien. Aber damit kommt auch mehr Verantwortung. Ich möchte möglichst nicht auf Kosten der Umwelt wirtschaften. Das klappt manchmal aber längst nicht immer. Ich bin da ziemlich selbstkritisch. 



Ihre peruanischen Mitarbeitenden haben einen präsenten Platz durch die Tropical Mountain Markenkommunikation. Wie beschreiben Sie Ihr Verhältnis zu den Menschen?

Wir versuchen fair, offen und transparent mit unseren Mitmenschen umzugehen. Wir begegnen unseren Produzenten und Lieferanten auf Augenhöhe und suchen ein partnerschaftliches Verhältnis. Es klappt nicht immer! Auch hier klaffen Idealismus und Realität manchmal auseinander. 
Ein peruanischer Mitarbeiter in der Markenkommunikation


Sie bieten laut eigenen Aussagen auch die ersten klimaneutralen B2B-Office-Pads fürs Büro in kompostierbarer Form an. Sind wirklich alle Tropical Mountains Produkte biologisch abbaubar?

Die Verpackungen der Bohnen sind nicht biologisch abbaubar. Dies ist nicht machbar weil das Aromaschutzventil aus Plastik ist. Kapseln und Pads sind kompostierbar. 


Anmerkung der Redaktion: Die Kapseln bestehen aus dem Zellstoff Lignin, dem “Leim der Bäume” und sind kompostierbar. Diese kommen entweder in Baumwoll-Säckchen oder den dunklen Behältern aus Bambus und Casavawurzel. Auch diese zersetzen sich auf dem Kompost.

Der Tropical Mountain Behaelter beseht aus Bambus und Casavawurzel und ist somit biologisch abbaubar


Die Pads werden ja im Tessin hergestellt. Kommt Ihnen hier der Standort Schweiz entgegen?

Der Standort Schweiz hat Vor- und Nachteile. Die Nähe zum Lieferanten macht vieles einfacher; der Preis macht es manchmal etwas schwieriger. Es ist eine Mischrechnung. Generell versuchen wir vermehrt unsere Produkte und Teilfabrikate in Europa und nicht mehr in Übersee zu erhalten. Es ist umweltfreundlicher und meist auch weniger risikobehaftet. Die Logistikkosten aus Übersee sind ins unermessliche gestiegen.


Mit dem Verzicht auf Chemikalien machen Sie auch die Kaffeekirschen nutzbar. Damit stellen Sie aus einem üblichen Abfallprodukt einen Cascara-Eistee her. Wird dieser in Südamerika bereits getrunken?

In Peru wird nur in den Städten so allmählich Kaffee getrunken. Aber auch da wohl von einer kleinen Bevölkerungsschicht und von Touristen. Cascara Eistee wird in Südamerika wenig getrunken. Man kennt es zu wenig. In Peru gibt es viel weniger Wettbewerb als in der Schweiz. Einen Cascara Eistee könnte man in Lima sicher sehr gut vermarkten. Manchmal wünsche ich, der Tag hätte achtundvierzig Stunden. Ich habe sehr viele Ideen, kann sie aber aus Zeitgründen nicht umsetzen. Als Unternehmer ist es wichtig, sich zu fokussieren. Ich habe schon mehrmals den Fehler gemacht, zu viel zu wollen und zu viel auszuprobieren. Das ist zwar spannend und lehrreich, geht dann manchmal aber auch schief. 


Wir sind nun am Schluss angekommen. Möchten Sie unseren Leserinnen und Lesern noch etwas mitgeben?

Habt Mut, neue Dinge auszuprobieren. Es spielt nicht so eine Rolle ob man scheitert sondern Ideen umzusetzen und Träume zu leben. Und wenn’s nicht klappt, dann aufrappeln und besser machen. Oft haben bei mir Dinge nicht funktioniert. Ich war frustriert. Und dann eine gewisse Zeit später entstand etwas völlig neues, etwas besseres, welches ohne das Scheitern nie entstanden wäre.


Herzlichen Dank für Ihre Zeit, Herr Schwegler.


Eine redaktionelle Reise ins Amazonasbecken

Wer sich nach dieser gepressten Ladung Text nun vom Fernweh gepackt fühlt, kann sich mit dem Schweizer Fernsehen auf eine tropische Reise begeben. Dieses hatte sich nämlich 2019 schon mit Gisella Irarte und Thomas Schwegler ins peruanische Anbaugebiet am Chanchamayo auf Reise begeben. Ein sehr inspirierender und ehrlicher Einblick hinter die Kulissen von Tropical Mountains. 

Weiterhin kann ich auch den gelungenen Beitrag im Natürlich Magazin empfehlen.



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